Ich bin ja nicht so bewandert in Sachen Promi-News. Wenn mich jemand fragt „Findest du das eigentlich okay, dass Brangelina jetzt geheiratet haben?“, dann gebe ich milde erstaunt zurück „Die haben geheiratet?“
Diese Sache mit Renée Zellweger ist deshalb auch an mir vorbei gegangen, bis ich zufällig auf einen Artikel gestoßen bin, der das Ganze kurz erklärt, sich über einen dummen Tweet lustig macht und den Vergleich zu Michelle Pfeiffer, Meg Ryan und Julia Roberts zieht. Diese Schauspielerinnen bekommen offenbar jetzt, da sie die 40 überschritten haben, viel weniger Rollen angeboten.
Und ich dachte: „Meg Ryan, diese extrem sympathische coole Frau, die hat sich ja wohl nicht operieren lassen?!“. Google. Bildersuche. Meg Ryan. Meine Kinnlade auf dem Boden. Ich erkenne sie nicht wieder. Und alle machen sich auch noch über sie lustig. Oder regen sich auf. Wobei sich das bei Meg Ryan ja mittlerweile gelegt hat. Jetzt ereifern sich die Medien über die gute Frau Zellweger und zwar nicht nur die BILD.
Klar sind die Damen selber schuld. Immerhin haben sie sich freiwillig unter das Messer des Chirurgen ihres Vertrauens gelegt. Aber warum fragen alle nur, was mit diesen Frauen nicht stimmt? Warum fragt sich keiner, was mit der Gesellschaft nicht stimmt? Ich weiß, ich weiß: Jetzt klinge ich wie eine verbitterte Emma-Abonnentin, die Fencheltee schlürfend auf dem Sofa sitzt und einen Beschwerdebrief an die Süddeutsche schreibt, weil in diesem einen Artikel „Professor“ statt „Professorx“ stand. Scheiß drauf. Zellweger, Ryan und Co. tun mir leid. Ich kann nicht umhin, sie ein bisschen dafür zu verachten, was sie ihrem Äußeren in ihrem Jugendwahn angetan haben. Dennoch tun sie mir überwiegend leid.
Wenn Meg Ryan morgens in den Spiegel schaut, denkt sie dann „Wow, ich sehe super aus. Genau so wollte ich immer aussehen. Hau rein, Meggie, du bist fantastisch und dein Tag wird auch fantastisch“? Wahrscheinlich denkt sie eher daran, dass das Klopapier bald alle ist und sie mal wieder zur Pediküre müsste, aber ihr wisst schon, worauf ich hinaus will. Liebt sie sich jetzt, nach der Generalüberholung ihres einst so hübschen Gesichts, mehr als vorher? Natürlich kann das sein, und ich kann da nur spekulieren. Aber ich bezweifle es ernsthaft. Denn in der Regel kommt und geht Selbstliebe nicht mit dem Aussehen. Dasselbe gilt für Renée Zellweger. Sie wollte um jeden Preis wieder jung und schön aussehen. Und was hat sie davon? Die Welt lacht sie aus.
Sie wollte wieder jung und schön aussehen. Man kann also nicht älter werden und dabei schön bleiben? Ausstrahlung, Selbstbewusstsein, Freundlichkeit, strahlende Augen und ein umwerfendes Lächeln – das alles wird null und nichtig durch ein paar Falten? Krähenfüße, die Nasolabialfalte (googelt das ruhig, die ersten Treffer: Wie man das Ding wegspritzt) und Altersflecken auf den Händen zerstören einen wunderbaren Charakter? Ganz zu schweigen davon, dass die einstigen Hollywood-Lieblinge ja offenbar wirklich weniger Jobs bekommen. Also verschwindet mit aufkommenden Falten auch das schauspielerische Talent?
2010 sagte Renée Zellweger bei der Met-Gala: „Würdevoll altern ist in Hollywood ein Euphemismus für ‚gute Schönheits-OP‘.“
Natürlich denkt sich der geneigte Leser: Quatsch, Meg Ryan hätte die Orgasmus-Szene auch mit Falten super hingekriegt. Und diese Message steckt auch hinter all dem schadenfrohen Gelächter, den Witzen, den fiesen Schlagzeilen und Tweets. Aber es ist ja wohl auch klar, dass sie bei dieser Darstellungsform nicht so deutlich ankommt. Man mag die maskenhaften, glattgeschnittenen Antlitze der Damen abstoßend finden. Aber ein bisschen mehr Respekt würde den Medien nicht schaden.
Würde auch gerne einen Bodylift durch führen lassen aber trau mich nicht. Habe viel zu viel Angst mich unters Messer zu legen aber so bin ich auch total Unglücklich.
Gruß Anna