Diskriminierung die Xte – Heute: Musik

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann keinen Song mehr hören, ohne auf den Text zu achten (außer ich verstehe die Sprache nicht xD). Hat ein Lied einen guten Text, kann ich über eine nicht ganz so tolle Melodie oder den miesen Drummer hinweghören. Ist er hingegen dumm, langweilig oder sinnlos, versaut mir das in der Regel den ganzen Song (Es gibt Ausnahmen. Three Days Grace kommen mit allem durch).

Zugegeben: Ich bin kein großer Fan von Chartmusik. Beim Abwaschen, Kochen oder Zehennägel Lackieren kann ich mir das aber schon reintun, besonders, wenn es von freundlich-aufgedrehten Moderatoren und Wetterberichten unterbrochen wird. Hin und wieder dringt allerdings auch dabei der ein oder andere Textschnipsel durch. Und meistens rege ich mich dann auf.

 

Beispiel.

I’ll give you something big enough to tear your ass in two (Wie ekelhaft ist das denn?!)
(…)
Nothing like your last guy, he too square for you
He don’t smack that ass and pull your hair like that
So I just watch and wait for you to salute (Kannste lange warten)
But you didn’t pick
Not many women can refuse this pimpin‘
I’m a nice guy, but don’t get it if you get with me

Robin Thicke – Blurred Lines

Schön, dass Robin Arschkrampen Thicke weiß, dass ich es will, obwohl ich offensichtlich das Gegenteil behaupte. „Ich weiß, du willst es (doch auch)“ – den Spruch will ich nie wieder in meinem Leben hören.

 

Anderes Beispiel.

You’re insecure
Don’t know what for (…)

You don’t know, you don’t know you’re beautiful
That’s what makes you beautiful

One Direction – What makes you beautiful 

Frauen sind also dann am schönsten, wenn sie sich selber hässlich finden. Wenn sie beim Lächeln auf den Boden schauen und extrem unsicher sind. Aha. So ein netter Song, der unsicheren, unscheinbaren Frauen auch mal ein Kompliment machen will. Danke dafür. Ermutigt uns dazu, uns selber scheiße zu finden.

 

Noch ein anderes Beispiel.

I got one question
How do you fit all that in them jeans?
You know what to do with that big fat butt (…)

Completely separated til I deeply penetrate it
Then I take it out and wipe it off
Eat it, ate it, love it, hate it (kannste selber essen xD)

Jason Derulo – Wiggle

Jason Derulo – auch so ein all time favorite auf meiner „Sexistische-Arschlöcher“-Liste. Schon vor Jahren hat er sich bei mir mit „In my Head“ schon richtig beliebt gemacht. Weiter gings mir „Talk Dirty“ und jetzt das. Auch, wenn es offenbar als Kompliment an üppig bestückte, arschwackelnde Frauen gemeint ist – nein. Einfach nein.

Es geht hier nicht um Feminismus. Es geht darum, dass Songs in den Charts landen, obwohl ihre Texte schlicht diskriminierend, teilweise widerlich und allermeistens auch noch grenzdebil simpel sind.

Meistens sind es eben Frauen, die da direkt oder durch die Blume beleidigt und auf ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale reduziert werden. Aber nicht nur von Männern. Auch Geschlechtsgenossinnen können sich gegenseitig herrlich fertig machen. Momentan werden in einer Art fehlgeschlagenen Anti-Sexismus-Bewegung dicke Hintern und „weibliche Kurven“ als erstrebenswert angepriesen – und damit ganz automatisch alle dünnen Mädels mit Körbchengröße 65a beleidigt. Als ob sie alle mit Absicht so wären, wie sie nun mal sind. Wieso kann sich keiner vorstellen, dass auch dünne Frauen sich hässlich finden, sich verzweifelt ein anderes Äußeres wünschen und frustriert die Cosmopolitan durchblättern, sich mit jeder Seite beschissener fühlend? Mangelndes Selbstwertgefühl, Schönheitswahn, unerreichbare Ideale – all das ist doch völlig unabhängig von Alter, Hauttyp, Figur, Bildungsstand, Schuhgröße.

 

Beispiel:

And he telling me it’s real, that he love my sex appeal
He say he don’t like ’em boney, he want something he can grab
(…)
I said, where my fat ass big bitches in the club?
Fuck the skinny bitches! Fuck the skinny bitches in the club

Nicki Minaj – Anaconda

Traurig. Vor allem die „Gym-Szenen“ im Video: sieht nach einem wirklich harten Workout aus – dem schwächeren Geschlecht eben angemessen. Traurig ist auch, dass sie sich selbst auf Arschwackeln und pseudo-laszives in die Kamera Glotzen reduziert (wie das bei Frauen in Musikvideos sowieso viel zu oft der Fall ist). Na ja, vielleicht ist das wirklich alles, was sie kann. Kein Grund, weniger kurvigen Frauen zu sagen, sie sollen sich doch verpissen.

Außerdem wird in diesen Songs suggeriert, dass es wichtig sei, einen fetten Arsch zu haben, weil die Männer das ja angeblich so geil finden. Erstens: Scheiß drauf, was „alle“ Männer geil finden. Davon darf man Selbstliebe nicht abhängig machen. Zweitens: Seit wann finden alle Männer auf der Welt das Gleiche an Frauen attraktiv?

Es ist wundervoll, dass Frauen, denen eine kurvige Figur geschenkt wurde, selbstbewusst damit umgehen. Die mit Sicherheit gute Absicht wird jedoch komplett untergraben, wenn sie dabei gleichzeitig Frauen mit gänzlich anderen Proportionen verurteilen. Es gibt natürlich auch haufenweise Songs, die genau das Gegenteil tun und die Schönheit eines jeden Menschen zum Thema haben. Mit denen werde ich mich zu einem anderen Zeitpunkt auseinander setzen.

Welche Lieder gehen euch total auf den Zeiger, weil sie sexistisch/dumm/beleidigend sind? Und kennt ihr Songs, in denen Männer so richtig fies diskriminiert werden?

Bex

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3 Gedanken zu “Diskriminierung die Xte – Heute: Musik

  1. Als ich den Titel des Artikels gelesen hab war mein erster Gedanke: ANACONDA! Schon jetzt ein Klassiker. Toll find ich auch immer „subtile“ Songtexte wie „Whistle“ von Flo Rida. Schön, dass der Gute mir was beibringen möchte… Es fällt mir übrigens leichter Songtexte von Männern zu ignorieren. Wenn der Typ denkt er ist der Allergeilste und muss das mit der Welt teilen kommt bei mir eher der Verdacht auf, dass irgendwas anderes kompensiert werden muss. Was ich viel nerviger finde sind Frauen die mit ihrem Arsch vor der Kamera wackeln, sich Flüssigkeiten in den Ausschnitt kippen, sich längliche Lebensmittel an den Schmollmund halten und dabei schön von unten mit den falschen Wimpern klimpernd in die Kamera schauen. So viele Jahre Emanzipation in den Boden blondiert. Als würde jede Frau nur darauf warten, dass irgendein Typ sich ihrer erbarmt. Scheiß auf gleichberechtigte Partnerschaft. Ich bin zufrieden wenn ein Mann mir die Ehre einer Nacht mit ihm erweist.
    Wenn Frauen sich so anbiedern hat das leider zur Folge, dass Männer daran gewöhnt sind sich keine Mühe mehr geben zu müssen. Ich hab mal einem Typen klar gemacht, dass stockbesoffen plumpe Srüche rauszuhauen (ja, ich weiß, dass ich schöne Augen habe) nicht zielführend ist. Vorallem wenn man schon den Namen des Gegenübers vergessen hat. Sein Kommentar: „Mit dir wär ich eh nicht heimgegangen. Dein Arsch ist mir zu fett!“. Tja. Was hätte Frau Minaj nur dazu gesagt?

    • Ha, Sonja 😀 Whistle steht auch gaaaanz weit oben auf der Liste. Ich denk mir auch jedes Mal: Woher kann ER denn so gut blasen, dass er mir da noch was beibringen kann? So ein ultra-männlicher Mann darf doch keine homosexuellen Erfahrungen gemacht haben xD Mir geht es genau wie dir: Bei Liedern von männlichen Interpreten geht es über ein Kopfschütteln meist nicht hinaus (außer ich schreibe mich wie hier in Rage). Aber du hast doch wirklich so wunderschöne Augen, Sonja ;D

  2. Super Beitrag!!! Lustig, dass su das gerade jetzt geschrieben hast- denn ich hab mich vor ein paar Tagen schon etwas an dem momentanen Chart-stürmer „All about that Bass“ gestört 😛
    Aber ich lache eher darüber – mich darüber aufzuregen hab ich längst aufgegeben – Dann hast wenigstens Spaß damit 😉
    (Deswegen liebe ich Rock- und Punkmusik , da sind die Texte (meistens) echt gut 😀 )

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