Pickel, kaputtes Haar und andere Unliebsamkeiten

Und schon ist sie wieder vorbei, die holde Weihnachtszeit. Mit zerstochenen Fingern sitze ich hier, gerade habe ich den Weihnachtsbaum entschmückt und höchst unprätentiös vor die Tür geworfen. Die Deko weilt in Kartons verpackt in ihrer Sommerresidenz (Dachboden). Kein Radiosender spielt mehr „Last Christmas“ und im Fernsehen läuft keine Werbung mehr für „Zauberhafte Weihnachtsangebote“. Und vor allem: Zimtsterne, Lebkuchen, Stollen, Weihnachtsmandeln, Schokoweihnachtsmänner – all das gibt es erst wieder in 9 Monaten zu kaufen.

 

Wer mein letztes Paleo-Video gesehen hat, erinnert sich vielleicht noch daran, dass ich sagte: „Dezember ist traditionell mein Scheiß-auf-alles-Monat“. Bis zum 1.12. esse ich niemals irgendwelche weihnachtlichen Naschereien, nur um dann voll zuzuschlagen und mich mit allem erdenklichen vollzustopfen. Über den Sinn dieser Regel können wir gerne ein andern Mal diskutieren 😀

Auch 2014 habe ich mich dieser Tradition voll und ganz hingegeben. Ich hab nicht einfach nur mehr Süßes als sonst gegessen. Geregelte warme Mahlzeiten waren praktisch nicht vorhanden, von ausreichend Flüssigkeitszufuhr ganz zu schweigen. Kurz: Ich hab es wie immer vollkommen übertrieben. Allerdings war es dieses Mal in gewisser Hinsicht anders als sonst. Nach einem Monat strikter Paleo-Ernährung und einem ganzen Jahr, in dem ich mit gesunder Ernährung rumexperimentiert habe wie nie zuvor, war die ganze Fresserei eine riesige Herausforderung für meinen Körper. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, mehr auf die Signale meines Körpers zu achten, Veränderungen (damit meine ich auch, aber nicht nur das Gold auf den Hüften) schneller zu bemerken. Ich war nach diesem „Scheiß-auf-alles-Monat“ wirklich schockiert, was Essen ohne Sinn und Verstand mit mir macht. Im Folgenden ein paar Kostproben der Auswirkungen. Zart besaitete Gemüter sollten sich vorher lieber einen Fencheltee kochen.

Mit Haut und Haar

Pickel. Fiese Dinger, die meisten von euch werden sich von Zeit zu Zeit (oder öfter) damit rumschlagen. Bei mir sind die hassenswerten Gesellen untrennbar mit meiner Ernährung verknüpft. Also habe ich sie (zumindest drei Wochen im Monat) ganz gut im Griff. Nun ja. Mich momentan mit einem Streuselkuchen zu vergleichen, wäre noch untertrieben. Und ich rede nicht von den kleinen süßen Mitessern, denen man mit einem süffisanten Grinsen abends vor dem Badezimmerspiegel in Sekundenbruchteilen den Garaus macht. Ich rede von den fetten, schmerzhaften Dingern. Hab ich erwähnt, dass es ein wenig eklig werden könnte?

Nicht eklig, aber unschön: Brüchige Fingernägel, brüchiges Haar. Wenn man gerade versucht, seine ewige Kurzhaarfrisur gegen ein etwas längeres Modell zu tauschen, sollte man sich nicht nur Pflegekuren en masse auf den Kopf klatschen, sondern sich auch von weihnachtlichen Süßigkeiten-Exzessen fernhalten. Die Spitzen, sie brechen. Meine Nägel will ich zwar nicht gerade bis zum Boden wachsen lassen, dennoch nervt die ständige Nagelabbrecherei.

Verdauungs… ähhh –probleme

Komm schon, dann haben wir das hinter uns. Bauchschmerzen, Völlegefühl und schlimmeres… Details erspare ich euch, ihr könnt euch das sicher ungefähr vorstellen. Fencheltee, anyone?

Diese Hose… Hat doch gestern… Noch gepasst

Das konnte ja nicht ausbleiben. Kein Sport, mehr Kalorien als ich je verbrauchen könnte –  wachsender Hüft-, Schenkel-, Armumfang war vorprogrammiert und auch einkalkuliert. Man muss ja realistisch sein. Könnte ja sein, dass ich mich sonst im Januar langweile.

Winterschlaf

12 Stunden am Stück schlafen? Kein Problem mit Bex‘ sagenhafter Wunderkur! Einfach jeden Tag tonnenweise Kekse, Schokolade, Pralinen, Plätzchen und Christstollen essen, dazu so wenig Wasser wie möglich trinken und am besten keinen Sport machen! Auch tagsüber ist eine wiederkehrende Mattigkeit garantiert! Sie werden sich nur schwer konzentrieren können und haben immer die passende Ausrede, wenn Sie nicht an anstrengenden Familienaktivitäten wie Schneespaziergänge oder zum tausendsten Mal Dinner for One gucken teilnehmen wollen!

Bitchfight!

Mein ohnehin leicht erregbares Temperament hat im Dezember einen neuen Rekord aufgestellt. Motzig, schlecht gelaunt, unausgeglichen… Nicht immer und nicht immer den ganzen Tag. Aber so viel miese Laune auf einmal ist für mich schon ungewöhnlich. Mangelnde Bewegung war sicher nicht ganz unschuldig. Als ich nach 2 Wochen absoluter Faulheit ein paar Stunden Schnee geschippt habe, fühlte ich mich wie im Himmel. Und konnte am nächsten Tag die Arme nicht mehr heben.

Überdruss

Damit hatte ich ausnahmsweise sogar gerechnet, heimlich auch darauf gehofft: Nach vier Wochen Weihnachtsnomnom hatte ich die Schnauze voll. Es schmeckte auch nicht mehr so gut. Meine Geschmacksnerven waren all der Leckereien überdrüssig geworden. Ich habe das getan, was einfach nicht Sinn der Sache ist: Ich habe so viel gegessen, dass der Genuss völlig zum Erliegen kam. Auf einmal war ein Apfel wieder das höchste der Gefühle.

 

War mein Weihnachten jetzt am Arsch? Hatte ich eine miese Zeit voller körperlicher Probleme? Nein. Weihnachten und Silvester waren wunderschön, ich hatte eine erholsame Zeit mit den Menschen, die ich liebe. Die oben beschriebenen Dinge kamen ja nicht alle auf einmal und nicht innerhalb eines Tages.

Ich bin fasziniert und schockiert, welche Wirkung Nahrungsaufnahme auf mich haben kann. Dennoch will ich das nicht verallgemeinern. Ich kenne viele Menschen, die ungesunde Ernährung tausendfach besser wegstecken als ich, denn natürlich reagiert nicht jeder auf jedes Essen gleich. Es soll eine Anregung sein, auf Zusammenhänge zwischen Essen und körperlichen Symptomen (egal ob das jetzt gute Laune oder fiese Pickel sind) zu achten und besser auf den eigenen Körper zu hören. In meinem Fall hat er mir mal wieder sehr deutlich gezeigt, was er nicht so gerne hat.

Bex

Futter des Monats

Zimt

Selten war ein Futter des Monats passender als heute: Zimt, eines der ältesten Gewürze der Welt, ist in jeder zweiten Weihnachtsleckerei enthalten. Die charakteristischen Zimtstangen werden aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen, außerdem gibts ihn zu Pulver zermahlen im Gewürzregal. Heute kann ihn sich jeder leisten, vor ein paar hundert Jahren jedoch war Zimt wertvoller als Gold und damit den Reichsten der Reichen vorbehalten. Im 15. Jahrhundert entdeckten portugiesische Seefahrer Zimt in Hülle und Fülle auf der Insel Ceylon (heutiges Sri Lanka). Dort ist heute noch eines der wichtigsten Anbaugebiete für den qualitativ hochwertigen Ceylon-Zimt. Zimt ist lecker, Zimt ist schick, aber…  …Ja, ich will weiterlesen!

30 Tage Paleo – es ist geschafft!

Gleich vorweg: Ich habe geschummelt. Ich habe Süßigkeiten gegessen, vor allem Schokorigel und Bitterschokolade (85% Kakaoanteil omnomnom). Ich habe es einfach nicht ohne Süßkram ausgehalten und ja, dafür schäme ich mich ein bisschen. Dennoch: 30 Tage lang kein Brot, keine Nudeln, nix vom Bäcker, keine Milch im Kaffee – komplett ohne Ausnahme. Darauf bin ich stolz. Den ganzen Rückblick gibts im folgenden Video zu sehen:  Ja, ich will das Video sehen!

Futter des Monats

 

Süßholz

Heute wird bei den Marzipanschweinen Süßholz geraspelt – im wahrsten Sinne des Wortes. In einer Form ist euch die krautige Pflanze bzw. deren Wurzel ganz sicher schon begegnet: Aus den extrahierten Inhaltsstoffen der Süßholzwurzel wird Lakritz hergestellt. Weil diese Süßigkeit allerdings vollgepackt mit Zucker, Mehl, Farbstoffen und Gelatine nicht der allergesündeste Snack ist, geht es hier um Süßholz in seiner ursprünglichen Form: Als Wurzel eines hübschen Schmetterlingsblütlers mit dem wohlklingenden wissenschaftlichen Namen Glycyrrhiza glabra. 

Was kann die?

Der Name ist Programm: Süßholz schmeckt süß! Und zwar 50 Mal süßer als Rohrzucker. Vollgepackt mit ca. 400 verschiedenen Inhaltsstoffen ist die gelblich-braune Wurzel ein echter Kraftprotz. Besonders hervorzuheben ist dabei Glycyrrhizinsäure (man erinnere sich an den wissenschaftlichen Namen), welche schleimlösend und schleimverflüssigend wirkt. Klingt nicht appetitlich, ist aber super bei Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Husten usw. In Laborversuchen konnten außerdem entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften belegt werden – allerdings sind sich die Wissenschaftler über die tatsächliche Wirkung beim Menschen noch nicht einig. Weil das Süßholz so ein cooles Ding ist, wurde es 2012 zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Die Niederländer sind uns in Sachen Süßholz voraus: Bei denen ist die Wurzel schon lange eine populäre Nascherei.

IMG_8485

Essen?!

Ja – aber wie? Ihr könnt die Süßholzwurzel einfach so, wie sie ist, in den Mund stecken und drauflos kauen. Sie schmeckt intensiv süß und nach Anis – wie Lakritz eben. Mit kaum Kalorien und ganz ohne Fett ist Süßholz ein netter Kaugummi-Ersatz. Sie soll auch dabei helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen: Viele Raucher suchen nach einem Ersatz, auf dem sie herumkauen können, um Entzugserscheinungen zu lindern, und Süßholzwurzeln schmecken definitiv besser als Zahnstocher.

Hauptsächlich findet Süßholz allerdings in Tees und Hustenbonbons Verwendung. Wer sich die unverarbeiteten Wurzeln zulegt, kann sie nach Belieben seinem Lieblingstee zufügen. Für die passende schöne Stimme zum „Süßholz raspeln“ müsst ihr die Redeweise wörtlich nehmen: Für einen Heiserkeit lindernden Tee muss die Wurzel zerkleinert (klappt am besten mit einem ganz normalen Stiftspitzer, s. Foto) und mit fast kochendem Wasser aufgebrüht werden. Auch schmackhafter Likör lässt sich daraus herstellen. Und wer ganz raffiniert ist, steckt die angespitzten Wurzeln beim Grillen ins Fleisch. Nom!

Mit dem gemahlenen Pulver verleiht ihr Saucen, Dressings, Füllungen oder Desserts eine schmackhafte Lakritznote. Eine überaus köstliche Süßholz-Sünde haben wir hier für euch ausgegraben.

Wo krieg ich das Zeug?

Wie immer gilt: Das Internet hat alles! Süßholzwurzeln lassen sich ganz einfach online bestellen. Wer es lieber oldschool mag: In Reformhäusern, gut sortierten Bio-Läden und Apotheken ist sie auch zu finden. Da Süßholz in der Regel wild geerntet wird, kommt es ohne Düngemittel und Schädlingsvernichter aus, allerdings sollte man beim Kauf auf Fairtradesiegel achten.

Eine Sache noch…

Da Süßholz den Blutdruck erhöht und in zu großer Menge schädlich sein kann, müsst ihr bei der Dosierung sparsam sein. Diabetiker sollten lieber ganz auf die Wurzel verzichten, ebenso Menschen mit Herzproblemen und zu hohem Blutdruck. Die Tagesdosis sollte 5-10 Gramm nicht überschreiten.